Xantos
Die Ruinen von Xanthos
Der griechische Name Xanthos geht auf den Flußnamen Xanthos zurück, der schon in der Ilias belegt ist. In lykischer Sprache hieß der Ort Arñna (lyk.), aramäisch ´WRN (aram.), was den in hethitischen Quellen für das 13. Jh. v. Chr. bezeugten Namen Awarna fortsetzt. Archäologisch ist die Besiedlung aber erst seit dem 8. Jahrhundert fassbar, und erst in Herodots Schilderung der Ereignisse des Jahres 545 v. Chr. tritt die Stadt in die antike Geschichte ein. Im verzweifelten Abwehrkampf gegen die Truppen des persischen Feldherrn Harpagos, so berichtet der Geschichtsschreiber (um 425 v. Chr.), zogen sich die Lykier in die befestigte Stadt zurück und verschanzten sich. Die Männer sammelten ihre Frauen, Kinder, Sklaven und allen Besitz in der Burg und brannten diese vollständig nieder. Entschlossen wagten sie einen Ausfall, bei dem alle von den Persern getötet wurden. Nur 80 Familien, so Herodot, überlebten, weil sie zur Zeit des persischen Angriffs außerhalb der Stadt waren. Da man archäologisch keine größere Zerstörung der Stadt im 6. Jahrhundert nachweisen kann, bezweifeln heutige Forscher die Historizität dieser Geschichte.
Ein erneuter Großbrand war Folge der athenischen Eroberung von Xanthos um 470 v. Chr. durch den Feldherrn Kimon; diesmal scheinen sich tatsächlich Spuren eines Feuers auf der Akropolis nachweisen zu lassen. Die nun folgende Abhängigkeit von Athen beendete der lykische Dynast Trbbenimi 430/429 v. Chr. mit einem Sieg über eine weitere Flottenexpedition Athens, die von Melesandros geführt wurde, der im Kampf fiel. Dieses Ereignis erwähnt der Inschriftenpfeiler von Xanthos (s.u.).
In den nun folgenden rund 100 Jahren unter lockerer persischer Oberhoheit blühte Xanthos auf – das Stadtgebiet wurde erweitert und es entstanden die erhaltenen glanzvollen Grabbauten und Denkmäler. 334/333 v. Chr. wurde Lykien von Alexander dem Großen erobert; Appian behauptet, damals sei Xanthos ein weiteres Mal zerstört worden, doch da Arrian und andere zuverlässige Quellen nichts hiervor berichten, ist auch dies fragwürdig. Nach Alexanders Tod geriet die Stadt bald unter die rasch wechselnden Herrschaften der nachfolgenden Diadochenreiche. Von 188 bis 168 v. Chr. war die Stadt unter der Herrschaft von Rhodos. Von da an stand Xanthos an der Spitze des Lykischen Bundes und pflegte freundschaftliche Kontakte zu Rom.
Die nächste Katastrophe, die von den Zeitgenossen als Wiederholung der angeblichen Tragödie von 545 v. Chr. angesehen wurde, soll sich 42 v. Chr. in den Wirren des römischen Bürgerkrieges ereignet haben; damals suchte Brutus Truppen auszuheben und Geld einzutreiben, um gegen Octavian und Marcus Antonius zu kämpfen. Die lykischen Truppen wurden geschlagen und die Stadt Xanthos belagert. Wieder sollen die Xanthier alle Gebäude mit Frauen und Kindern niedergebrannt und einander getötet haben, wieder liegt aus moderner Sicht nahe, dass die Ereignisse in den Quellen zumindest stark übertrieben wurden.
Dass Xanthos im Krieg gelitten hatte, ist dennoch wahrscheinlich. Zunächst unter Marcus Antonius, später unter Vespasian, wurde die Stadt wieder aufgebaut, mit Theater und Agora (Marktplatz) ausgestattet und genoss seitdem dauerhaft kaiserlichen Schutz und Förderung. Diese Bauten verwahrlosten jedoch in frühbyzantinischer Zeit, als sich die Bevölkerung – wie überall in Kleinasien – zur Verteidigung gegen Sassaniden und Araber im 7. Jahrhundert auf den Stadtberg zurückziehen musste und diesen mit den antiken Bauteilen zur Festung ausbaute. Im Gefolge der Arabereinfälle im 7./8. Jahrhundert wurde Xanthos schließlich weitgehend verlassen und sank zu einem unbedeutenden Dorf herab.